Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, hat heute den Erinnerungsort Alter Schlachthof an der Hochschule Düsseldorf besucht. Es ist die 13. von insgesamt 28 NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen, bei der sich Kaiser im Rahmen seiner Besuchsreihe vor Ort über die Erinnerungsarbeit informiert. Der Alte Schlachthof ist landesweit die einzige Gedenkstätte in Trägerschaft einer Hochschule, bundesweit ist er – neben dem Wollheim-Memorial der Goethe-Universität Frankfurt am Main – eine von zwei aktiven Gedenkstätten in Verantwortung einer Hochschule.
In der Zusammenarbeit von Hochschulen und Gedenkstätten sieht Staatssekretär Kaiser großes Potenzial: „Das Beispiel des Erinnerungsorts Alter Schlachthof zeigt, wie Gedenkstätten von den Kompetenzen einer Hochschule profitieren können – bei Forschungsprojekten, aber auch bei der Gestaltung von Websites oder der Digitalisierung von Quellen“, sagte Kaiser.
An der Hochschule Düsseldorf sind Studierende und Lehrende vielfach in die Gedenkstättenarbeit involviert. Der Fachbereich Design entwickelte das Gestaltungskonzept für die Dauerausstellung des im Februar 2016 eröffneten Erinnerungsortes. Der Fachbereich Medien unterstützte die Entwicklung des digitalen Archivs. 2018 startete das Projekt „Spurensuche – Nachbarschaft, Vertreibung, Erinnerung“. In dem Lehrforschungsprojekt recherchieren Studierende der Sozial- und Kulturwissenschaften intensiv die Geschichte der so genannten „Judenhäuser“ in Düsseldorf und gestalteten eine interaktive Website, die das Schicksal der Bewohner nachzeichnet. Für die nächste Zeit plant die Gedenkstätte die Aus- und Fortbildung von Studierenden, die dazu befähigt werden sollen, selbstständig durch die Ausstellung zu führen und die pädagogischen Angebote der Gedenkstätte zu unterstützen.
„Studierende für die ehren- und nebenamtliche Mitarbeit an Gedenkstätten zu gewinnen und zu qualifizieren, halte ich für eine ganz wichtige Aufgabe. Davon werden langfristig nicht nur die Universitäten, Fachhochschulen und Gedenkstätten profitieren, sondern auch Schulen und die außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung,“ sagte Kaiser. Ebenso wichtig sei es, so für einen motivierten und qualifizierten Nachwuchs zu sorgen, um den in den nächsten Jahren an viele Gedenkstätten anstehenden Generationswechsel zu gestalten.
Auch an den „traditionellen“ Hochschulstandorten – wie etwa Münster, Köln oder Bonn – arbeiten die dort ansässigen Gedenkstätten mit Lehrenden, Forschenden und Studierenden zusammen, oft auch im Rahmen informeller Kooperationen. „Angesichts der Vorteile und Synergien, die hier entstehen, gilt es zu überlegen, wie wir auch die Gedenkstätten außerhalb der Hochschulstädte stärker mit Universitäten und Fachhochschulen vernetzen können“, so Kaiser.
Nachdem er fast die Hälfte der 28 NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen besucht hat, zieht der Staatssekretär insgesamt ein positives Zwischenfazit: „Die Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen leisten hervorragende Arbeit. Ausgehend von den konkreten Ereignissen an ihrem historischen Ort klären sie über Herrschaft und Verbrechen der Nationalsozialisten auf, schaffen Raum für Fragen und Debatten und fördern das Bewusstsein für Menschenrechte, Demokratie und Toleranz – ohne den Zeigefinger zu erheben. Das zeigt auch die verstärkte Nachfrage. Es gibt viele Herausforderungen, aber ich habe insgesamt den Eindruck, dass die Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen gut aufgestellt sind, auch für die Phase nach den Zeitzeugen.“
Erinnerungsort Alter Schachthof
Der Erinnerungsort auf dem Gelände des ehemaligen städtischen Schlachthofes in Düsseldorf-Derendorf erinnert seit 2016 an die Verbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs an diesem historischen Ort verübt wurden. Fast 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf mussten sich in der Viehhalle zu Deportationen einfinden. Sie wurden registriert, durchsucht und ausgeraubt. Am nächsten Morgen wurden sie vom nahe gelegenen Derendorfer Güterbahnhof in Ghettos im besetzten Osteuropa deportiert. Die Ghettos waren fast ausnahmslos nur Zwischenstationen auf dem Weg in weitere Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur sehr wenige der Deportierten überlebten den Holocaust.
Der Erinnerungs- und Lernort Alter Schlachthof auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf ist dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus (FORENA) im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf zugeordnet.
Weitere Gedenkstättenbesuche 2019:
- 3. Mai, 10 Uhr: Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933–1945
- 3. Mai, 14 Uhr: Französische Kapelle Soest
- 17. Mai, 10 Uhr: Jüdisches Museum Westfalen
- 7. Juni, 10 Uhr: Gedenkhalle Oberhausen
- 7. Juni, 14 Uhr: Alte Synagoge Essen
- 24. Juni, 14 Uhr: Aktives Museum Südwestfalen
- 5. Juli, 10 Uhr: Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid
- 5. Juli, 14 Uhr: Gedenkstätte Stammlager VI A, Hemer
- 11. September, 10 Uhr: Zentrum für Erinnerungskultur Duisburg
- 12. September, 14 Uhr: Ehemalige Synagoge Drensteinfurt
- 27. September, 14 Uhr: Ordensburg Vogelsang, Schleiden
- 2. Oktober: Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund
- 29. bis 31. Oktober: Internationale Tagung zur Täterforschung, Münster
Mehr Informationen zu den Gedenkstättenbesuchen des Parlamentarischen Staatssekretärs
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