KULTUR UND WISSENSCHAFT

  IN NORDRHEIN-WESTFALEN

NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen: Besucherzahlen erreichen neuen Höchststand

24.01.2020

Die Besucherzahlen der NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen sind erneut gestiegen: 2019 verzeichneten die 29 Gedenkstätten rund 410.000 Besucherinnen und Besucher – und damit knapp 50 Prozent mehr als noch 2015 (278.000). Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, und Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW e.V., haben die Zahlen am Freitag, 24. Januar 2020, in Düsseldorf vorgestellt und von Erfolgen und Herausforderungen der Gedenkstättenarbeit berichtet. Kaiser, der in den vergangenen anderthalb Jahren die NS-Gedenkstätten im Land besucht hat, unterstrich anlässlich des bevorstehenden 75. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 2020 die Bedeutung einer zeitgemäßen Erinnerungskultur.

„Ich empfinde tiefe Scham, dass 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz rechtspopulistische und rechtsextreme Parolen in Deutschland wieder salonfähig werden. Dies ist eine Herausforderung an die Demokratie, der wir uns stellen müssen – und die zeigt, wie wichtig NS-Gedenkstätten als Orte der Verständigung über unser gemeinsames Selbstverständnis und über die Grundlagen des Zusammenlebens sind – und bleiben“, so Kaiser. „Bei meinen Besuchen vor Ort habe ich erlebt, mit wieviel Engagement die Akteure in den nordrhein-westfälischen Gedenkstätten daran arbeiten, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten. Im Mittelpunkt der Gedenkstättenarbeit steht dabei die Auseinandersetzung mit dem konkreten Handeln von Tätern, mit der Situation von Opfern und Zuschauern – und die Frage nach der individuellen Verantwortung. Es ist das Ziel der Landesregierung, die hervorragende Arbeit der Gedenkstätten weiter zu stärken. Wir arbeiten daran, eine Grundlage für eine größere personelle Kontinuität in den Einrichtungen zu schaffen. Deshalb wird die Landesregierung ihre Förderpolitik weiter ausdifferenzieren, um die Planungssicherheit und Entwicklungs- und Innovationsfähigkeit der Gedenkstätten zu unterstützen.“

Die 29 NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen haben 2019 so viele Besucherinnen und Besucher empfangen wie noch nie zuvor. Einer Erhebung des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW e.V. folgend konnten die Einrichtungen im vorigen Jahr erstmals über 400.000 Besuche zählen – und damit auch den Stand des Vorjahres noch einmal übertreffen (2018: 396.000).

„Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort: Die NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen erfreuen sich eines wachsenden Interesses, das sich in kontinuierlich steigenden Besucherzahlen ausdrückt“, sagte Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW e.V. „Die Erinnerungslandschaft Nordrhein-Westfalens zeichnet sich durch eine dezentrale Struktur in kommunaler oder ehrenamtlicher Trägerschaft aus, die Geschichten vor Ort greifbar macht. Viele Menschen sind überrascht, dass bei ihnen gleich vor Ort Gelegenheit besteht, sich über Täterschaft oder die Schicksale von Opfern des NS-Regimes zu informieren.“

Die NS-Gedenkstätten werden ausschließlich in lokaler, zumeist kommunaler Verantwortung betrieben, Hauptmittelgeber sind die Kommunen. Unterstützt wird die Arbeit der NS-Gedenkstätten durch Förderpro-gramme der Landeszentrale für politische Bildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Die Förderung des Landes fußt auf dem Grundsatz, lokale Verantwortung und Engagement zu stärken und macht etwa 20 Prozent der Gesamtfinanzierung aus.

Die Gedenkstättenförderung des Landes ist in den letzten zehn Jahren stetig angewachsen und liegt aktuell bei 1,8 Millionen Euro jährlich (2010: 275.000 Euro). Allein seit Beginn der aktuellen Legislaturperiode sind die Mittel um rund 20 Prozent erhöht worden. Um die Förderung noch passgenauer auf die Bedürfnisse einzelner Gedenkstätten abzustimmen, wird nun ein neues Förderinstrument auf den Weg gebracht. Es soll den Gedenkstätten die Möglichkeit geben, über einen Zeitraum von vier Jahren ein von ihnen selbst entwickeltes Konzept zur Profilentwicklung umzusetzen – und dabei insbesondere auch mehr personelle Kontinuität erleichtern.

Um die Gedenkstätten weiter zu stärken und die landesweite Aufmerksamkeit für ihre Arbeit zu erhöhen, hat das Land gemeinsam mit dem Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten die Wanderausstellung „Mehr als man kennt – Näher als man denkt. Die NRW-Gedenkstätten in Objektgeschichten“ entwickelt. Die von der Landeszentrale geförderte Ausstellung wird am 28. April 2020 im Düsseldorfer Landtag eröffnet und dann nach den Sommerferien nacheinander in allen Regierungsbezirken zu sehen sein. Die Gedenkstätten sind breit über das Land verteilt: Jeder Einwohner kann im Umkreis von rund 70 Kilometern von seinem Wohnort einen NS-Erinnerungsort oder eine Gedenkstätte finden.

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