Spielzeiten ab 2024: Ivo van Hove übernimmt kommende Intendanz der Ruhrtriennale
Wenige Tage, nachdem die amtierende Intendantin Barbara Frey ihr umfassendes und vielfältiges Programm für die Ruhrtriennale 2022 und damit für die zweite ihrer drei Spielzeiten bekanntgegeben hat, wirft das größte Kulturfestival in Nordrhein-Westfalen einen Blick in die fernere Zukunft: Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat heute (4. Mai 2022) mit Ivo van Hove den Nachfolger von Barbara Frey ab der Spielzeit 2024 vorgestellt. Der belgische Theaterregisseur und künstlerische Leiter des Internationaal Theater Amsterdam (ITA) übernimmt turnusgemäß für drei Jahre (Spielzeiten 2024–2026) die Intendanz der Ruhrtriennale. Der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH hat unter Vorsitz von Ministerin Pfeiffer-Poensgen van Hove als künftigen Intendanten einstimmig ernannt; das Landeskabinett hat die Personalie in seiner gestrigen Sitzung beschlossen. Van Hove tritt sein Amt ab 1. November 2023 an.
„Mit seinen internationalen Erfolgen und seiner langjährigen Erfahrung unter anderem als Leiter des größten Theaterensembles der Niederlande und Intendant eines renommierten Theaterfestivals ist Ivo van Hove ein großer Gewinn für die Ruhrtriennale und damit für die Kultur in Nordrhein-Westfalen insgesamt. In den vergangenen Jahren hat er bereits mehrfach für die Ruhrtriennale inszeniert und ist daher schon vertraut mit den charakteristischen Spielstätten im Ruhrgebiet. Er verfolgt mit seinen ambitionierten Produktionen den Anspruch, ein breites Publikum zu begeistern. Dass ihm das mit seinen von der Kritik gefeierten Inszenierungen genreübergreifend von klassischer und moderner Theaterliteratur über Filmstoffe bis hin zu Opern bestens gelingt, stellt er in Amsterdam und mit seinen weltweiten Gastengagements bereits unter Beweis. Von diesem Ansatz wird auch die Ruhrtriennale unter seiner Intendanz geprägt sein“, sagt Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.
„Ich fühle mich geehrt, dass mich der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr GmbH gebeten hat, die Intendanz dieses fantastischen internationalen Festivals zu übernehmen, bei dem viele Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt in kurzer Zeit zusammenkommen. Für mich persönlich ist es ‚zurück zu meinen Wurzeln‘ in die frühen 1980er-Jahre, als ich zusammen mit Jan Versweyveld an außergewöhnlichen Orten wie Hafenspeichern, einer alten Wäscherei, einem Keller und Wohnzimmern Theater machte. Die Ruhrtriennale gibt mir auch die Möglichkeit, neben den besonderen Spielstätten insbesondere das Musiktheater und das Theater in der Programmgestaltung zu fokussieren. Jedes Jahr werde ich mit dem ITA-Ensemble im Rahmen des Festivals eine Uraufführung geben“, sagt Ivo van Hove.
Zur Person:
Ivo van Hove (*1958 in Heist-op-den-Berg, Belgien) ist seit 2001 künstlerischer Leiter des Internationaal Theater Amsterdam (ehemals Toneelgroep Amsterdam), dem größten Theaterensemble der Niederlande. Von 1998 bis 2004 war er Intendant des Holland Festivals, einem der traditionsreichsten niederländischen Musik- und Theaterfestivals. Für seine Theater- und Operninszenierungen greift er auf die gesamte Bandbreite klassischer und moderner Stoffe zurück und bedient sich immer wieder auch Filmvorlagen. Seine Produktionen werden bei Festivals unter anderem in Edinburgh und Venedig, in Lissabon, Verona, Rom oder Wien und auf internationalen Bühnen etwa in London, Taipeh, Seoul, Sydney, Buenos Aires und New York aufgeführt. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören William Shakespeares „Römische Tragödien“, Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ sowie unzählige internationale Engagements wie „Hedda Gabler“ am National Theatre London oder Luchino Viscontis „Obsession“ ebenfalls in London im Barbican Centre. Mit David Bowie erarbeitete er kurz vor dessen Tod das Stück „Lazarus“, das in New York, London, Amsterdam und vielen weiteren Städten aufgeführt wurde und wird. Seine Produktionen sind an der Schaubühne Berlin, am Pariser Théâtre de l'Odéon, am Hamburger Schauspielhaus, an der Comédie-Française und am Broadway zu sehen. Zu seinen Operninszenierungen gehören unter anderem „Don Giovanni“ an der Pariser Oper und „Macbeth“ an der Opéra de Lyon. 2023 wird er sein Debut an der New Yorker Metropolitan Opera feiern.
Van Hove hat für seine Arbeiten zahlreiche internationale Preise erhalten, unter anderem zwei Tony Awards und zwei Olivier Awards – die wichtigsten Theater- und Musicalpreise in den USA bzw. Großbritannien – sowie viele weitere Auszeichnungen in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Er ist Träger des Ordre des Arts et des Lettres, dem Orden der Künste und der Literatur des französischen Kulturministeriums, und ist von König Philippe von Belgien für seine kulturellen Verdienste mit dem Kronenorden ausgezeichnet worden.
Ruhrtriennale
Die Ruhrtriennale – das Festival der Künste – lädt Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt ein, die monumentale Industriearchitektur der Metropole Ruhr zu bespielen. Hallen, Kokereien, Maschinenhäuser, Halden und Brachen des Bergbaus und der Stahlindustrie verwandeln sich jedes Jahr in beeindruckende Spielorte für Kunst an den Schnittstellen von Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Konzerte und Bildender Kunst. Die Programmausrichtung wird maßgeblich von der Intendanz bestimmt, die alle drei Jahre neu berufen wird. Die Intendantin der Festivalausgabe von 2021–2023 ist die Theaterregisseurin Barbara Frey.
Das Programm für die diesjährige Spielzeit vom 11. August bis 18. September 2022 umfasst 36 Produktionen und Projekte, darunter sieben Eigen- und Koproduktionen, fünf Uraufführungen, eine europäische und fünf deutsche Erstaufführungen. Das vielstimmige künstlerische Programm wird an acht verschiedenen Orten in den Ruhrgebietsstädten Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck zu erleben sein. Beteiligt sind mehr als 500 Kunstschaffende aus über 30 Ländern.
„Auch, wenn die notwendige Vorlaufzeit für den Findungsprozess zur Folge hat, dass die Bekanntgabe der künftigen Intendanz stets in die Ausgabe der amtierenden Intendanz fällt, wird die Ruhrtriennale in diesem und nächsten Sommer ganz im Zeichen von Intendantin Barbara Frey und ihrem Team stehen. Die ersten Eindrücke des diesjährigen Programms lassen auf eine weitere vielversprechende Ausgabe schließen, die im Bewusstsein der fortwährenden Krisen und mit vielstimmigen künstlerischen Positionen einen klugen, herausfordernden und sinnlichen Gestus vermittelt“, sagt Ministerin Pfeiffer-Poensgen.
Weiterführende Informationen finden Sie unter: https://www.ruhrtriennale.de/
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