Die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ (FFB) kommt nach Nordrhein-Westfalen: Für die deutschlandweit einzigartige Forschungsfabrik für Batteriezellproduktion hat sich Münster in einem intensiven Bewerbungsprozess gegen fünf Mitbewerber-Standorte durchgesetzt. Die Entscheidung für Münster gab Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am Freitag, 28. Juni 2019, in Berlin bekannt.
Ministerpräsident Armin Laschet: „Die Entscheidung der Bundesregierung für Münster als optimalen Standort für die Batterieforschungsfabrik ist ein starkes Zeichen für die Exzellenz unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes und gleichzeitig Bestätigung für unsere intensive Arbeit in dem Bewerbungsprozess. Das Ergebnis zeichnet auch unsere großen Anstrengungen als Landesregierung auf dem Feld der E-Mobilität aus. Unser klares Ziel ist: Nordrhein-Westfalen soll zum Vorreiter, Antreiber und Impulsgeber der Elektromobilität werden. Die Erforschung und Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologien ist der wesentliche Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Entwicklung im Energie- und Verkehrsbereich. Die Batterie hat als essentiell wichtige Zukunftstechnologie enorme strategische Bedeutung. Die Ansiedlung der FFB in Nordrhein-Westfalen ist ein Meilenstein auf diesem Weg. Unser Land bietet die besten Voraussetzungen für die Batterieforschung und –produktion.“
Die Landesregierung hat die Bewerbung des Standorts Münster von Beginn an intensiv begleitet und unterstützt. Für den Aufbau und den Betrieb der „Forschungsfertigung Batteriezelle“ wird das Land insgesamt mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Nordrhein-Westfalen hatte sich mit einem Forschungskonsortium unter Federführung des Münster Electrochemical Energy Technology (MEET, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) gemeinsam mit dem Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich beworben. Nordrhein-Westfalen stellt ein bundesweites Exzellenzzentrum in der Batteriezellforschung und Produktionstechnologie. Herausragende Spitzenforscher wie Professor Martin Winter aus Münster (Leitung MEET) sowie seine Aachener Kollegen Professor Günther Schuh und Professor Achim Kampker (beide PEM) sind international führende Experten auf ihrem Gebiet.
Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung der hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, die mit der Entscheidung für das Konzept aus Münster, Aachen und Jülich verbunden ist. Das ist auch ein Erfolg des Engagements der Landesregierung für die Batterieforschung in Nordrhein-Westfalen. Der Standort Münster hat sich in einem Feld ausgesprochen starker Mitbewerber durchgesetzt. Gerne nehmen wir die Verantwortung an, die uns als Standort einer für ganz Deutschland wichtigen Einrichtung wie der FFB übertragen wurde. Alle Mitbewerber laden wir daher zu enger Zusammenarbeit ein, um gemeinsam die besten Ideen verwirklichen zu können.“
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie: „Das ist ein Meilenstein für die Batterieentwicklung in Nordrhein-Westfalen: Unternehmen aus dem Bundesgebiet, aber auch aus China, Südkorea, Mexiko, den Niederlanden, Belgien und Frankreich haben unsere Bewerbung unterstützt, weil sie um die herausragende Qualität des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen wissen. Klar ist, wir wollen eine Forschungsfabrik für ganz Deutschland sein und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Mitbewerbern. Nur so können wir die vielfältigen Forschungsfragen lösen, die sich rund um die Batteriefertigung für vielfältige Anwendungen stellen – sei es in der Elektromobilität, in der Logistik, in der Robotik im Haushalt oder in der Produktion.“
Die Bewerbung des Nordrhein-Westfalen-Konsortiums für die FFB war von einer breiten Welle der Unterstützung in Wissenschaft und Wirtschaft getragen worden, unter anderem hatten mehr als 75 Unternehmen aus dem In- und Ausland ihre Unterstützung für das ambitionierte Projekt in Münster bekundet. Einrichtung und Betrieb der Forschungsfertigung sollen durch die Fraunhofer-Gesellschaft erfolgen.
Hintergrund:
Das Konzept aus Nordrhein-Westfalen
Das Konzept sieht den Aufbau einer Forschungsfertigung vor, die offen für die Wirtschaft und Wissenschaft in ganz Deutschland und darüber hinaus ist. Unterstützung von mehr als 75 Unternehmen – international operierende Konzerne ebenso wie bundesweit bedeutsame Branchenführer oder familiengeführte kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) entlang der gesamten Wertschöpfungskette Batterie – belegen diesen Anspruch.
Grundstück und Gebäude
Als Standort dient ein rund vier Hektar großes Grundstück mit 1,6 Hektar Erweiterungsfläche in logistisch exzellenter Lage in Münster mit unmittelbarer Anbindung an die zentralen Verkehrswege in Europa. Weitere Grundstücke mit 20 Hektar stehen für die Ansiedlung von Unternehmen auf einem Batterie-Campus zur Verfügung. Der eigene Liegehafen samt Schwergut-Umschlagstelle am Dortmund-Ems-Kanal verbindet den Standort mit den Logistikdrehscheiben Dortmund und Duisburg sowie Seehäfen in Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Neben der guten Anbindung an den Bahngüterverkehr liegt auch der internationale Flughafen Münster-Osnabrück nur 20 Minuten entfernt.
Mit der Finanzierung des Landes wird auf diesem Grundstück ein auf die Bedürfnisse der FFB zugeschnittener Neubau realisiert. Bis zur Fertigstellung bietet die Stadt Münster kostenfrei sofort beziehbare Büroräume, Laboratorien, Lagerflächen und Produktionshallen an, so dass erste Arbeiten unmittelbar nach Erteilung des Zuschlags beginnen können.
Forschungskompetenzen
Nordrhein-Westfalen bietet mit seinen zahlreichen Hochschulen und ihren spezifischen Schwerpunkten eine hervorragende Ausbildungs- und Forschungslandschaft. Batterieforschung wird hier bereits auf international höchstem Niveau betrieben. Von der Grundlagenforschung im Bereich Zellchemie bis hin zur Technologie einer automatisierten industriellen Serienfertigung und dem Recycling werden alle Kernkompetenzen der Batteriezellfertigung durch universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen abgedeckt. Allein an den Standorten in Münster, Aachen und Jülich forschen rund 600 Personen mit einem Jahresbudget von rund 90 Millionen Euro im Bereich Batterietechnologie. Damit gehören die Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen zur Spitzengruppe in Deutschland und Europa.
Industrie
Die exzellente Wissenschaft wird ergänzt durch den breit aufgestellten und innovativen Wirtschaftsstandort. Im größten Energie- und Industrieland der Bundesrepublik bilden zahlreiche Branchenführer und „Hidden Champions“ das Know-how der gesamten Wertschöpfungskette Batterieforschung und Zellproduktion ab. Dabei spielen sowohl die etablierten Automobilhersteller wie Ford und Mercedes sowie die Zuliefererindustrie, als auch junge Unternehmen wie die e.GO Mobile AG und die StreetScooter GmbH eine wichtige Rolle. Hinzu kommen die Chemieindustrie, etablierte Batteriefirmen, große Energieversorger, innovative Maschinen- und Anlagenbauer sowie Unternehmen im Bereich Recycling. Ein spezialisiertes und gut qualifiziertes Fachkräfteangebot ist vorhanden: 2018 arbeiteten allein 487.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den für die Fertigung von Batteriezellen einschlägigen Berufshauptgruppen.
Zirkuläre Wertschöpfung
Der weltweite Bedarf an Batteriezellen steigt stetig. Die Rohstoffversorgung und die umweltverträgliche Entsorgung sind in rohstoffarmen, aber hochtechnisierten Ländern mit hohen Umweltstandards zentrale Faktoren für den Erfolg und die Akzeptanz eines Technologiebereichs. Der zirkulären Wertschöpfung kommt damit aus ökonomischen, ökologischen und sozialen Gründen eine große Bedeutung zu.
Deshalb beinhaltet das nordrhein-westfälische Konzept Forschungs- und Umsetzungsmaßnahmen zum Recycling sowie die Nutzung der in der FFB produzierten Zellen in Großspeichern, die an beliebigen Standorten zur Stromversorgung aufgestellt werden können. Die FFB-Zellen sollen zudem in so genannten Netzboostern zum Einsatz kommen, die zur Netzbetriebsregelung eingesetzt werden. Diese werden idealerweise an einem Kraftwerksstandort mit nahegelegener Schalt- und Umspannungsanlage aufgestellt.
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