Analoge Fotografie, Rotwelsch-Dialekte und Ruhrfestspiele Recklinghausen sind die Neuzugänge / Landesinventar hat nun 19 Einträge!
Drei Traditionen und Bräuche zählen künftig zum Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen: die analoge Fotografie, die Rotwelsch-Dialekte und die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Seit seiner Gründung 2013 zählt das Landesinventar nun 19 Einträge. Das ist das Ergebnis der sechsten Auswahlrunde für das Verzeichnis zum Erhalt des kulturellen Erbes von Nordrhein-Westfalen.
„Unsere Gewohnheiten, Traditionen und Bräuche prägen das kulturelle Erbe Nordrhein-Westfalens. Sie stiften Identität und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wir wollen diesen kostbaren Schatz für junge Menschen lebendig halten, sichtbar und zugänglich machen und dazu beitragen, dass das wertvolle Erbe weitergegeben wird. Die Aufnahme ins Landesinventar ist ein Zeichen unserer großen Wertschätzung dieser Bräuche und Traditionen.“
Alle zwei Jahre können sich Gruppen, Gemeinschaften und Einzelpersonen um die Anerkennung ihrer Kulturform als Immaterielles Kulturerbe in ihrem Bundesland bewerben. Forschung und Bildungsangebote gehören zu den zentralen Voraussetzungen, das Kulturerbe Nordrhein-Westfalens für nachkommende Generationen zu erhalten. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt dazu seit Anfang des Jahres Forscherinnen und Forscher an der Universität Paderborn mit dem Projekt „L:IKE – Lernwerkstatt Immaterielles Kulturerbe“, um die Weitergabe des kulturellen Erbes im Rahmen der schulischen Bildung zu fördern.
Hintergrund ist die Umsetzung des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes von 2003, dem die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2013 beigetreten ist. Danach hat der Staat die Aufgabe, Verzeichnisse des Immateriellen Kulturerbes auf seinem Gebiet zu erstellen.
Die Neuaufnahmen im Auswahlverfahren 2021-23 in das Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes in Nordrhein-Westfalen sind:
- Analoge Fotografie: Bevor digitale Kameras die Fotografie revolutionierten, wurden analoge Mittel wie Filme oder Sofortbilder genutzt. Mit Hilfe verschiedener chemischer Techniken konnten so Fotos etwa auf Papier, Glas, Zelluloid oder Leinwand dargestellt werden. Die Analogfotografie erfährt nur wenige Jahre nach ihrem vermeintlichen Ende eine Renaissance. Auch für das Verständnis und die Restaurierung von historischen Fotosammlungen ist die Weitergabe der analogen Techniken unabdingbar. Nordrhein-Westfalen hat sich zu einem gefragten Zentrum der analogen Fotografie entwickelt.
- Rotwelsch-Dialekte: Sie sind Sprachformen, die in bestimmten Regionen oft jahrhundertelang genutzt und weiterentwickelt wurden und bis heute zum Teil in der Umgangssprache fortleben. Im Ursprung wurden die Dialekte oft von Gaunern oder anderen kleineren Gruppen zur Geheimhaltung und Abgrenzung genutzt, weshalb die Dialekte auch als Geheimsprachen gelten. Mancherorts werden die Rotwelsch-Dialekte typisch für eine Region wahrgenommen und zum Beispiel auf Jahrmärkten, Dorffesten oder im Karneval weitergeben. Beispiele sind das Mindener Rotwelsch („Buttjer“) und die Münsteraner Sprachform „Masematte“, mit Ausdrücken wie „Leeze“ (Fahrrad), „Kaline“ und „Seeger“ (Frau und Mann) sowie „jovel“ und „schofel“ (gut und schlecht). Im Mindener Butjer gibt es etwa Begriffe wie „Dantos“ (Zähne), „tente“ (Blödsinn) oder „Wali“ (Flasche).
- Ruhrfestspiele Recklinghausen: Im harten Nachkriegs-Winter 1946 brachen Hamburger Theaterleute ins Ruhrgebiet auf, um Kohle für die Beheizung ihrer Schauspielhäuser zu erbitten. Für die Hilfe, die sie in Recklinghausen fanden, bedankten sie sich im Folgejahr mit einem Gastspiel, aus dem die Ruhrfestspiele wurden. Der Gedanke von „Kunst für Kohle“ beziehungsweise „Kultur für alle“ ist seitdem Basis der Veranstaltung, die heute zu den größten und renommiertesten Theaterfestivals Europas gehört. Mit ihrem Programm vermitteln die Ruhrfestspiele demokratische Werte wie Toleranz, Solidarität und Integration.
Der Start der nächsten Bewerbungsphase für die Aufnahme ins Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes ist für das Frühjahr 2025 geplant. Die Landesstelle Immaterielles Kulturerbe NRW an der Universität Paderborn berät und unterstützt Interessierte im Bewerbungs- und Auswahlverfahren. Weitere Informationen und die bisherigen Einträge im Landesinventar finden Sie hier: https://www.mkw.nrw/kultur/arbeitsfelder/immaterielles-kulturerbe
Kontaktdaten
Prof. Dr. Eva-Maria Seng
Universität Paderborn,
Fakultät für Kulturwissenschaften, Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe,
Fon: 05251 60-5488,
E-Mail: em-seng[at]mail.upb.de (em-seng[at]mail[dot]upb[dot]de)
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