Das Kinderbuch „Nächte im Tunnel“ erzählt von Kriegsangst und dem Abenteuer des Erwachsenwerdens.
Menschen suchen in U-Bahnschächten Zuflucht vor Bombenangrifen. Freiwillige pflegen die Verwundeten in notdürftig eingerichteten Krankenstationen. Leider sind diese Bilder seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wieder allzu präsent und von erschreckender Aktualität. Besonders für Kinder sind diese Bilder verstörend. Wie erklärt man ihnen, was der Krieg bedeutet? Was es heißt, um sein Leben zu fürchten – und doch die Lebensfreude nicht zu verlieren?
Die niederländische Autorin Anna Woltz beschreibt in „Nächte im Tunnel“ das Schicksal von Ella. Sie ist 14 Jahre alt, als im September 1940 der Bombenhagel über London niedergeht. Mit ihrem kleinen Bruder Robbie und ihren Eltern sucht sie jede Nacht Schutz im U-Bahn-Tunnel. Anna Woltz holt mit ihrem Roman „Nächte im Tunnel“ den Schrecken nah heran und lässt zugleich die unzerstörbare Lebensfreude ihrer Figuren leuchten. Gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Andrea Kluitmann erhält sie für diese besondere literarische Leistung den Gustav-Heinemann-Friedenspreises für Kinder- und Jugendbücher. Der Preis der nordrhein-westfälischen Landesregierung wird in diesem Jahr zum 40. Mal vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Kulturministerin Ina Brandes: In einer zunehmend digitalen Welt ist es umso wichtiger, Kindern und Jugendlichen Lust aufs Lesen zu machen und die Begeisterung für Bücher zu wecken. Das gelingt Anna Woltz und Andrea Kluitmann in ganz hervorragender Weise – auch mit einem sehr ernsten Thema. Historisch präzise, lehrreich und dabei nie belehrend holt der Roman „Nächte im Tunnel“ die Gräuel des Zweiten Weltkriegs in die Gegenwart und ist zugleich eine herzerwärmende Geschichte von Freundschaft und Vertrauen. Ein Buch, das Hoffnung macht, und verdient mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet wird.
Anna Woltz gelingt es, die Ängste des Krieges und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens in wunderbarer Weise zu verknüpfen. Ihre Protagonisten sind neben Ella auch ihr gewiefter Freund Jay aus dem armen East End, Quinn, reiche Tochter aus dem Landadel, und Quinns Bruder Sebastian, der mit den Nazis zu sympathisieren scheint. Autorin Woltz erlaubt dank ihrer Figuren den Blick in verschiedene Gesellschaftsschichten.
Die Autorin Anna Woltz wurde 1981 in London geboren und wuchs in Den Haag auf. Sie studierte Geschichte im niederländischen Leiden und arbeitet seither als Autorin und Journalistin. In den Niederlanden und Deutschland sind ihre Bücher bereits vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem „Luchs des Monats“ der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Die Übersetzerin Andrea Kluitmann, geboren 1966, lebt und arbeitet in Amsterdam. Seit 1992 übersetzt sie Literatur, Graphic Novels, Drehbücher und Sachtexte aus dem Niederländischen ins Deutsche. Sie gibt auch Workshops und hält Vorträge. Anna Woltz ist eine ihrer Lieblingsautorinnen.
Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Mit dem Preis wird jährlich ein Buch prämiert, das junge Leserinnen und Leser ermutigt, sich für Menschenrechte, für zivile Formen der Konfliktbewältigung, für Toleranz und gegen Gewalt zu engagieren. Die Ehrung erinnert an das friedenspolitische Engagement des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899-1976). Betreut wird der Preis von der Landeszentrale für politische Bildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft.
Kulturministerin Ina Brandes wird den Gustav-Heinemann-Friedenspreis am 5. Dezember um 10 Uhr im Dortmunder U an die Autorin Anna Woltz und die Übersetzerin Andrea Kluitmann überreichen.
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