Expertinnen und Experten diskutieren über neue Formen der Demokratiefeindlichkeit
In der Tagungsreihe „Delegitimierte Demokratie“ hat die Landeszentrale für politische Bildung aus aktuellem Anlass das Thema Antisemitismus in den Mittelpunkt gerückt. Bei der dritten Ausgabe dieser Fachtagung tauschten sich Expertinnen und Experten über „Antisemitismus als Brückenphänomen“ aus. Damit ist gemeint, dass Antisemitismus unterschiedliche extremistische Strömungen verbindet, die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung bekämpfen. In ihrem Hass gegen das Judentum und den Staat Israel finden links-, rechtsextremistische und auch islamistische Gruppierungen trotz sehr unterschiedlicher Weltbilder auf einmal zueinander. Das untergräbt die demokratische Stabilität unseres Landes. Am heutigen 10. Oktober 2024 kamen deshalb zahlreiche Experten für Antisemitismus, Betroffene und Fachleute für Prävention in der Alten Synagoge Essen zusammen, um ihre Erfahrungen und Perspektiven zu alten und neuen Formen des Antisemitismus zu teilen.
„Es erschreckt, wie weit antisemitische Vorurteile bis in die Mitte der Gesellschaft anschlussfähig sind. Der Kampf gegen jeden Antisemitismus hat höchste Priorität. Wir setzen uns gemeinsam und entschlossen ein für die Sicherheit von Jüdinnen und Juden und für ein gutes Zusammenleben aller Menschen in unserem Land.“
„Die Entwicklung zeigt: Wir müssen uns heute wieder mehr mit Antisemitismus beschäftigen. Er ist unter der Oberfläche weit verbreitet – bis in die Mitte der Gesellschaft. Das ist nicht nur eine Gefahr für die Jüdinnen und Juden in unserem Land, sondern bedroht die Grundwerte unserer Gesellschaft. Diesem Trend müssen wir uns entschieden entgegenstellen. Unsere Polizei und der Verfassungsschutz werden alles tun, um jüdisches Leben in all seiner Vielfalt zu schützen. Durch gemeinsamen Austausch, gezielte Aufklärung und Prävention erhöhen wir die Chance, Veränderungen frühzeitig zu bemerken und wirksam zu bekämpfen.“
Dr. Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung: „Antisemitismus ist vor allem eine Gefahr für Jüdinnen und Juden. Er gefährdet zugleich auch die Demokratie in unserem Land, weil sich verschiedene Extremisten auf diesen gemeinsamen ideologischen Nenner verständigen können. Zugleich müssen wir sensibel sein und zum Beispiel deutlich machen, dass es durchaus kontroverse Diskussionen über die Lage in Nahost geben darf. Was zählt ist Respekt und das Grundgesetz.“
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftrage des Landes Nordrhein-Westfalen: „Aus der aktuellen Dunkelfeldstudie für Nordrhein-Westfalen, die Minister Reul und ich in Auftrag gegeben hatten, geht deutlich hervor, dass bis zu einem Viertel der Befragten antisemitische Einstellungen aufweisen und fast die Hälfte einen Schlussstrich unter die deutsche Geschichte (Holocaust) ziehen will. Besonders besorgt bin ich über die ausgeprägte Israelfeindlichkeit unter Jugendlichen. Diese Ergebnisse spiegeln das Empfinden vieler Jüdinnen und Juden wider und bestätigen den Anstieg antisemitischer Straftaten in Nordrhein-Westfalen. Ich nehme diese Erkenntnisse sehr ernst und fordere dazu auf, sie konsequent in die Präventionsarbeit einzubeziehen. Formate wie dieses unter Beteiligung verschiedenster Institutionen sind dafür ein wichtiger Schritt, den ich ausdrücklich begrüße.“
Organisiert wurde die Fachtagung von der Landeszentrale für politische Bildung und Kooperation mit dem Ministerium des Inneren des Landes Nordrhein-Westfalen. Weitere Informationen zu der Fachtagung finden Sie hier.
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