KULTUR UND WISSENSCHAFT

  IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Dritte Orte! Mit Kunst und Kultur gegen Einsamkeit und Populismus

15.03.2024

KulturScheune1a aus dem Erfolgsprogramms feiert Geburtstag mit Ministerin Brandes

Der Quizabend: stets ausgebucht. Der Lesekreis: ein Selbstläufer. Der Scheunen-Markt mit regionalem Angebot: als wöchentlicher Treffpunkt fest etabliert. Wo früher in der alten Zehntscheune im Herzen des Dorfes Fürstenberg Fahrzeuge und Geräte des städtischen Bauhofs parkten, haben viele engagiert Helferinnen und Helfer dafür gesorgt, dass ein Dritter Ort gewachsen ist: ein Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens, der als Kultur-Scheune1a Menschen zusammenbringt und zur Ideenschmiede für ein lebendiges Dorfleben geworden ist. Zum dritten Geburtstag der KulturScheune1a kam Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zur Geburtstagsparty nach Fürstenberg.


Ministerin Ina Brandes

„Dritte Orte schaffen den Raum und die Gelegenheit für den persönlichen Austausch im Ort – spontan, unmittelbar, selbstverständlich und generationsübergreifend. Dritten Orten gelingt mit Lesungen, Ausstellungen, Workshops, Konzerten und Theateraufführungen ganz wunderbar, Menschen aus der Einsamkeit zu holen. Mit ihrem Kulturprogramm für jedermann sind sie unschätzbar wichtig für unser Zusammenleben. Denn es ist vielfach belegt, dass einsame Menschen anfälliger sind für populistische Parolen. Orte wie die Kulturscheune1a stiften Zusammenhalt und leisten damit einen wertvollen Beitrag für unsere Demokratie.“

Kulturministerin Ina Brandes

Im Rahmen des Förderprogramms „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ sind in den vergangenen Jahren 26 Dritte Orte in ganz Nordrhein-Westfalen entstanden. In zwei Wochen startet die nächste Generation Dritter Orte in die Projektphase. Von 120 Konzeptideen hat eine Fachjury 28 Projekte ausgewählt, die nun ein Jahr lang Zeit haben, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. In der Umsetzungsphase stehen den erfolgreichen Projekten dann jeweils bis zu 450.000 Euro für drei Jahre zur Verfügung.

So hat auch die Erfolgsgeschichte der KulturScheune1a begonnen. Das Projekt erhielt die volle Fördersumme von insgesamt 450.000 Euro für eine dreijährige Umsetzungsphase und wird seit diesem Jahr in der Verstetigungsphase mit weiteren 120.000 Euro bis 2026 unterstützt.

Zum Erfolg und der stetigen Weiterentwicklung der KulturScheune1a haben ganz unterschiedliche Vereine, Gemeinschaften, Initiativen und engagierte Helferinnen und Helfer beigetragen. Anfang 2022 wurde das Gebäude von der Stadt Bad Wünneberg für einen symbolischen Betrag von einem Euro erworben. Dank der Unterstützung der NRW-Stiftung und rund 150.000 Euro aus dem Heimatministerium konnte das Gebäude umfassend saniert und der Vorplatz reaktiviert werden.


Daniel Sieveke, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitales: „Viele fleißige Hände haben mitgeholfen, damit der Vorplatz zur alten Zehntscheune als Teil des historischen Ortskernes wieder im neuen Glanz erscheint und einer neuen Nutzung zugeführt werden konnte. Dieser Platz eignet sich in hervorragender Weise aufgrund seiner Lage, um wieder ein Ort der Heimat für Begegnung, Partizipation, Austausch und Kommunikation zu sein. Daher freue ich mich umso mehr, dass wir im Rahmen des Heimatzeugnisses die Kulturscheune 1a bereits mit rund 150.000 Euro unterstützen konnten.“


Am dritten Geburtstag blicken die Macherinnen und Macher in Fürstenberg auf ein pralles kulturelles Programm in der KulturScheune1a zurück. So wurden zum Beispiel rund um den Alten Kornhof nach einer deutschlandweiten Ausschreibung mehrere Kunstwerke installiert. Im vergangenen Dezember lockte die erste Fürstenberger Kleinkunstnacht mit dem renommierten Paderborner Künstler Erwin Grosche. Die örtliche Profilschule durfte auf der Bühne der KulturScheune1a eine Tanzaufführung mit professioneller Bühnentechnik testen – und auch ihre Berufsorientierungswoche dort abhalten. Seit 2023 ist die Kultur-Scheune1a zudem Veranstaltungsort des Literatur-Festivals „Wege durch das Land“ und des Kammermusik-Festivals „Westfalen Classics“.

Für die herausragende Arbeit in der KulturScheune1a wurde das Team bei der Verleihung des Engagementpreises NRW 2023 unter dem Titel „Engagiert für Kunst und Kultur in NRW“ mit dem Sonderpreis der NRW-Stiftung geehrt. Damit sind sie auch für den Deutschen Engagementpreis 2024 nominiert, der im Dezember 2024 in Berlin verliehen wird.

Jüngst war die Fürstenberger KulturScheune1a außerdem erfolgreich mit einer Bewerbung für das Bundesprogramm „Aller.Land”. Damit ist sie eines von zehn geförderten Projekten in NRW – bundesweit sind es knapp 100 –, die eine Förderung über 40.000 Euro erhalten. Es soll damit noch intensiver daran gearbeitet werden, ein vielschichtiges Netzwerk mit Partnern aus den Bereichen Kultur, Jugend, Bildung, Nachhaltigkeit und demokratische Beteiligung in der Region aufzubauen.

Hintergrund: Dritte Orte

In den 1980er-Jahren hat der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg den Begriff des Dritten Ortes geprägt. Er beschreibt damit öffentliche Orte für Begegnung und Austausch in Abgrenzung zum Ersten Ort, dem Zuhause, und dem Zweiten Ort, der Arbeit. Im Rahmen des Förderprogramms zeichnet sich eine Kultureinrichtung als Dritter Ort durch die Erfüllung weiterer Merkmale aus – dazu gehören vor allem eine einladende Atmosphäre, verschiedene Nutzungen und die Möglichkeit, spontan und selbstverständlich Dritte Orte zu besuchen und sich dort auch aktiv einbringen zu können.

Mit der weiteren Förderung der bestehenden Einrichtungen bis Ende 2026 und der Erweiterung des Programms für 28 neue Dritte Orte löst die Landesregierung die Zusage aus dem Koalitionsvertrag ein, sich für das kulturelle Leben im ländlichen Raum besonders einzusetzen. Das Gesamtbudget für das Förderprogramm in den Jahren 2024 bis 2028 beträgt 22,5 Millionen Euro.

Informationen zum Förderprogramm sowie die Übersicht zu den geförderten Projekten: www.dritteorte.nrw