Aktionstag für Kinder und Jugendliche / Erinnerung an den Solinger Brandanschlag vor 30 Jahren
Die Landesregierung teilt mit:
„30 Jahre Solingen – Erinnern für die Zukunft“ – 175 Kinder und Jugendliche aus Solingen, Dortmund, Mülheim und Köln haben sich am Montag, 22. Mai 2023, bei einem Aktionstag mit dem Solinger Brandanschlag auseinandergesetzt. Zentrale Themen der Veranstaltung im Düsseldorfer Schauspielhaus waren, wie an Opfer von rechtsextremer und rassistischer Gewalt erinnert und wie heute Rassismus begegnet werden kann. Dem Solinger Brandanschlag am 29. Mai 1993 fielen fünf Menschen zum Opfer.
In Workshops sprachen die Schülerinnen und Schüler über Rassismus sowie Formen des Gedenkens und erarbeiteten Möglichkeiten, Ausgrenzung zu begegnen. Zwei Angehörige von Opfern rechtsextremer Anschläge, Özlem Genç und Gamze Kubaşık, berichteten bei einem Podiumsgespräch mit Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin für Kultur und Wissenschaft, über ihre Erfahrungen.
Ins Gespräch kamen die Schülerinnen und Schüler über einen rund 25-minütigen Auszug aus dem Theaterstück „Solingen 1993 – Eine theatrale Busreise in die Vergangenheit“ von Bassam Ghazi und Birgit Lengers. Die gezeigten Ausschnitte rücken die Perspektive der Betroffenen und Angehörigen in den Fokus. Darüber hinaus thematisieren sie das politische Klima der 1990er Jahre und den Bezug zur Situation heute. Der Brandanschlag von Solingen wird als Teil der deutschen Geschichte dargestellt.
Schulministerin Dorothee Feller und Integrationsministerin Josefine Paul gaben Einblicke in die Aktivitäten der Landesregierung gegen rechte Gewalt und Rassismus. Organisiert wurde der Aktionstag von der Landeszentrale für politische Bildung, die dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft zugeordnet ist.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Der 29. Mai 1993 war einer der dunkelsten Tage in der Geschichte Nordrhein-Westfalens, an dem Fremdenhass sich in seiner niederträchtigsten Form gezeigt hat. Auch 30 Jahre nach dieser menschenverachtenden Tat bleiben Fassungslosigkeit und Trauer. Es gilt ganz klar: Das Erinnern an diese Tat darf nie enden. Erinnern an Solingen bedeutet, niemals zu vergessen, was passiert ist. Erinnern bedeutet auch, aus der Vergangenheit zu lernen und jeden Tag dafür einzustehen, dass Hass, Hetze und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz in unserer Gesellschaft haben – das bleibt eine immerwährende Aufgabe. Ich bin dankbar, dass die Landeszentrale für politische Bildung diese gemeinsame Verantwortung mit ihrem Aktionstag insbesondere auch jungen Menschen ins Bewusstsein rückt.“
Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „Der tödliche Brandanschlag von Solingen gehört zur Geschichte Nordrhein-Westfalens. Es ist unsere Aufgabe, dieses dunkle Kapitel im Bewusstsein der Menschen zu halten und wach zu bleiben für jedes Anzeichen von Rassismus. Dass wir heute mit so vielen Schülerinnen und Schülern, die vor 30 Jahren noch lange nicht geboren waren, an den Jahrestag denken, zeigt, wie ernst es uns ist, die Erinnerung lebendig zu halten. Wir schaffen ein Bewusstsein dafür, dass Ausgrenzung, Hass und Gewalt keinen Platz in unserer Gesellschaft haben dürfen.“
Schulministerin Dorothee Feller: „Es ist wichtig, immer wieder an die fürchterlichen Ereignisse zurückzudenken – nicht nur am heutigen Tag. Schülerinnen und Schüler müssen wissen, was damals in Solingen durch blanken Hass passiert ist, um an einem gesellschaftlichen Klima mitwirken zu können, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist und Ausgrenzung ausschließt. In unseren Schulen in Nordrhein-Westfalen gehört die Auseinandersetzung mit Rassismus, Rechtsextremismus und allen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit fest zum Schulleben: im Unterricht, an Projekttagen oder auf Gedenkstättenfahrten im Inland oder europäischen Ausland, die von der Landesregierung seit 2018 gefördert werden.“
Integrationsministerin Josefine Paul: „Auch 30 Jahre nach dem furchtbaren Anschlag auf Familie Genç sind die Bilder immer noch in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Es ist leider traurige Gewissheit: Die damaligen Taten in Mölln, Rostock-Lichtenhagen und eben Solingen wie auch die Morde des NSU und der Terroranschlag in Hanau sind keine Ausreißer in unserer Geschichte. Sie zeigen, dass es rassistische Kontinuitäten gab und noch immer gibt. Für uns ist klar: Als offene und vielfältige Gesellschaft stellen wir uns diesem rassistischen Gedankengut mit aller Kraft entgegen und werden auch in Zukunft für ein rassismusfreies Miteinander eintreten. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin den betroffenen Familien zuhören, um gemeinsam Antworten zu finden. Nur indem wir als Gesellschaft das Vergangene ehrlich aufarbeiten, hinschauen und uns selbst auch hinterfragen, können wir aus Vergangenem lernen und Veränderungen anstoßen.“
Staatssekretärin Gonca Türkeli-Dehnert: „Der Anschlag von Solingen und die Reaktionen der Politik unmittelbar nach der tödlichen Attacke vor 30 Jahren haben sich für immer in mein Gedächtnis eingeprägt. Ich war voller Wut und wollte Deutschland verlassen. Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Heute pflegen wir eine andere Erinnerungskultur. Wir sind empathischer geworden und reagieren angemessener. Dazu hat maßgeblich Melvüde Genç beigetragen. Sie hat aus ihrer unvorstellbaren Trauer heraus zu Toleranz und friedlichem Miteinander aufgerufen und ist so zu einem Vorbild der Versöhnung geworden. Dieses Andenken zu ehren und lebendig zu halten, ist für uns zugleich Aufgabe und bleibender Auftrag.“
Der Aktionstag für Schülerinnen und Schüler ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen des Landes im Jahr des 30-jährigen Gedenkens an den Anschlag von Solingen.
Rund um den Jahrestag des Brandanschlags am 29. Mai verleiht die Landesregierung zudem jährlich die Mevlüde-Genç-Medaille. Sie soll die vorbildliche Haltung von Mevlüde Genç in Erinnerung halten und damit zugleich diejenigen würdigen, die sich wie sie um Versöhnung, Toleranz und den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht haben.
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